Viele können es schon nicht mehr hören, sogar mir selbst hängt das Thema Smartphone inzwischen zum Hals raus. Eigentlich möchte ich, trotz aller Neugier auf neue bzw. andere Plattformen, nur, dass es funktioniert. Damit meine ich vor allem E-Mail, Browser, SMS, Kalender, Kontakte, Musik, Navigation (Karten) und ... Telefonieren.
iPhone 4
Wenn man sich allein auf die Features konzentriert, bietet Apple die kompletteste Plattform mit Applikationen, die nicht nur ein einheitliches Look & Feel besitzen, sondern inzwischen auch funktional top und vor allem super integriert sind. Und von der Hardware des iPhone 4 muss ich denke ich nicht mehr sprechen - die Verarbeitung ist einzigartig, die Auflösung des Displays ebenso.
Mein Problem ist nur: Apple hätte den Konstrukteur für das Antennendesign im iPhone 4 schon vor der Markteinführung und nicht erst danach entlassen sollen. Denn Telefonieren ist echt tricky: mit O2 hatte ich bisweilen in geschlossenen Räumen gar keinen Empfang und auch mein Wechsel (inkl. Aufgabe meiner 7 Jahre alten Rufnummer ...) zu Vodafone, also in ein sehr gut ausgebautes D-Netz, hat die Probleme nicht ganz behoben. Manchmal bricht die Verbindung einfach ab, häufig ist sie schlecht und mein Gesprächspartner versteht mich nicht oder ich ihn nicht.
Gipfel war das Gespräch mit einem Kunden, der seinerseits mit iPhone 1 und O2 in der Münchener S-Bahn saß, als wir telefonierten. Erst war die Qualität schlecht, dann riss die Verbindung ab. Ich schob es spontan auf O2 und die S-Bahn, was will man da schon erwarten? Eine Minute später rief er mich, immer noch in der S-Bahn sitzend, auf dem Festnetz an und wir konnten uns prima unterhalten ...
Ich hatte diese Pobleme also mit O2, habe sie noch mit Vodafone und bei wem ich mich auch umhöre, viele bestätigen sie auch mit T-Mobile. Entweder gibt es da ganze Margen mit fehlerhaften Geräten oder aber das Design dieses Gerätes ist von Grund auf falsch angelegt.
Samsung Galaxy I9000
Whatever. Vor dem Versuch das iPhone umzutauschen wollte ich noch einmal einen Weg hin zu Android wagen. Windows Phone kommt für mich vor Version 8 nicht mehr in Frage, Android hingegen hatte schon letztes Jahr bei meinem ersten Versuch mit dem HTC Desire einige gute Ansätze. Ich entschied mich dieses Mal auf Grund einiger Empfehlungen für das Samsung Galaxy I9000, was, wohin man schaut, über den grünen Klee gelobt wird.
Hardware
Dass ich kein Glas, sondern Plastik bekomme, wusste ich vorher - und so ist es auch. Die Rückseite kann man komplett abnehmen, der Plastikdeckel knarzt an den Seiten ein wenig, was für mich aber kein K.O.-Kriterium darstellt. Die Front erinnert ein wenig an das iPhone 3, ist diesem aber durch das viel größere Display natürlich überlegen.
Was besonders schön ist: entgegen den HTC-Geräten hat Samsung auf Hardware-Knöpfe verzichtet. So gibt es nur drei Buttons: einen für ein Menü (je Anwendung), einen zum Home-Screen und einen Zurück-Button - sehr praktisch.
Außerdem positiv: das niedrige Gewicht. Das Ding ist gerade im direkten Vergleich mit dem iPhone 4 18 Gramm und damit knapp 15% leichter - das merkt man durchaus.
Grundsätzlich kann man das Ding aber schon als kleinen (großen) Handschmeichler bezeichnen :-).
Empfang
Die Anzahl der Balken beim Empfang ist auch mit dem Galaxy S nicht viel besser als beim iPhone 4, die Sprachqualität ist aber merklich besser, soweit ich das bisher beurteilen konnte. Ist aber auch nicht schwierig im Vergleich :-(.
OS und Apps
Ich möchte vorweg nehmen, dass ich die originale Software von Samsung drauf habe, d.h. Android 2.2 (Froyo) und deren Applikationen.
Das grundsätzliche Look & Feel von Android gefällt mir inzwischen sehr gut, auch bzw. vor allem die Tastatur zusammen mit dem haptischen Feedback durch das Display macht Spaß und ist der von iOS in meinen Augen einen Tick überlegen. Die Einbindung der Suche über ein Widget im Homescreen ist ebenfalls schön gelöst, genauso wie die Karten-App. Alleine die Verfügbarkeit von Streetview ist cool.
Auch klappt die Synchronisation mit meinem Firmen-Exchange-Account und auch mit Windows Live, wo ich meine privaten Kontakte und Termine hoste, ebenfalls über ActiveSync, problemlos. Etwas, das beim HTC Desire ja noch nicht ging im letzten Jahr.
Das war es dann aber auch schon mit den richtig gelungenen Sachen. Die Mängelliste ist gefühlt viel länger, ich möchte mich hier nur auf die (für mich) wesentlichen Dinge beschränken:
- Das System läuft hakelig. 1GHz CPU? Merke ich nichts von. Viele Apps nehmen sich beim Öffnen und Schließen Gedenksekunden, manche wie der Browser flogen mir regelmäßig um die Ohren.
- Der Browser ist, gelinde gesagt, für die Tonne. Ich weiß nicht ob das irgendeine Samsung-App oder der Standard-Browser von Android ist - die Darstellung von Websites entspricht zwar weitgehend der, wie man sie von Safari unter iOS gewohnt ist, aber dieser geht weit souveräner vor allem mit komplexen Websites um. Als Beispiel kann ich OFM hernehmen, ein Browserspiel mit vielen Grafiken, Frames etc. Safari hat damit keine Probleme, der Android-Browser schon. Auch die Rendering-Zeiten sind gefühlt viel länger als beim direkten Konkurrenten.
Ich hatte dann noch Opera mini probiert, aber der zerhackstückelt die Layouts von normalen Websites und ist dazu auch nicht schneller.
- der E-Mail-Client ist, gelinde gesagt, für die Tonne. Ich verwende 3 IMAP-Konten, durch deren Ordner ich mich am oberen Bildschirmrand mühsam durchhangeln muss. Es gibt zwar einen gemeinsamen Posteingang, der lässt sich aber nicht aktualisieren. Die Darstellung von E-Mails ist unter aller Sau.
- Die Qualität der sonstigen Apps. Die offiziellen Clients für Twitter und Facebook sind entweder total buggy (Twitter) oder mehr als rudimentär (Facebook).
Ich hatte gerade in Bezug auf den 4. Punkt angenommen, dass sich hier mehr getan hat, vor allem weil Android ja wohl das inzwischen meistverkaufte Smartphone-Betriebssystem der Welt ist. Aber wenn ich mir die vorinstallierten Apps von Samsung so anschaue, dann dämmert mir, was da passiert.
Die OEMs und Provider haben nicht begriffen, was Apple so erfolgreich macht. Sie betrachten die Geräte und Systeme genau so, wie sie das mit den Handys vor 5 oder 10 Jahren auch getan haben - als Plattformen, auf die sie ihre gebrandeten Sachen kippen können, die die Leute dann sowieso nicht benutzen (es gibt momentan über 40 Updates für Samsung-Apps, die ich weder benutzen will noch deinstallieren kann. Hallo?). Und damit man ja irgendein Alleinstellungsmerkmal hat, wird dann eine eigene Oberfläche gebastelt - entweder über so zeug wie HTC Sense oder zumindest über quietschebunte App-Icons bei Samsung.
So sehr mich der Einheitsbrei bei Apple auch nervt und langweilt, so sehr stört mich das auf der anderen Seite.
Fazit: für mich ist das jetzt mal wieder wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ich befürchte, wenn ich keinen besseren Browser und keine brauchbare Mailapp finde, geht das Ding wieder zurück in die Kiste. Vielleicht kann ja jemand was empfehlen, oder ein alternatives Android-Gerät ohne all den Schnickschnack, dafür aber mit einer gut integrierten Software-Suite?