Wie ich vorletzte Woche schrieb, habe ich mir kurzentschlossen ein IBM/Lenovo Thinkpad T400 gekauft, welches nun mein knapp zwei Jahre altes Thinkpad T60 ablöst. Nachdem ich lange mit einem Macbook geliebäugelt hatte, entschied ich mich dann kurzerhand ob der objektiv unverkennbaren Vorteile für das Thinkpad, was ich sicher nicht bereuen werde.
Performance
Fangen wir mit der Geschwindigkeit an - Windows Vista fühlt sich merklich schneller darauf an, als auf meinem T60. Und das sowohl in der vorinstallierten 32-bit-Variante, als auch unter Vista Ultimate 64-bit, welches ich nun installiert habe, um die vollen 4 Gigabyte Arbeitsspeicher ausnutzen zu können. Hier das Ergebnis des vistaeigenen Scorings:
- Prozessor: 5,3
- Arbeitsspeicher: 5,9
- Grafik: 4,6
- Grafik (Spiele): 4,6
- Primäre Festplatte: 5,3
Wie man sieht erreicht der verbaute DDR3-Speicher fast das Maximum, die vorhandenen 2 Gigabyte von Samsung werden im Übrigen durch weitere 2 von Quimonda ergänzt, die im Handel derzeit brutto rund 60 Euro kosten. Eine Erweiterung auf 8 Gigabyte musste ich mir erstmal verkneifen, da 4-Gigabyte-DDR3-Riegel derzeit quasi weltweit nicht zu zu bekommen sind, und wenn doch, gut 400 bis 500 Euro kosten.
Die verbaute Festplatte stammt von Hitachi und liefert hervorragende Werte beim Schreiben und Lesen und ist viel schneller als meine alte Samsung-Platte.
Verarbeitung, Optik
Bis auf die Tastatur (siehe unten) gibt es an der Verarbeitung einmal mehr nichts auszusetzen. Das Gerät wirkt ordentlich stabil, es knarzt und knackt nichts abgesehen von der rechten Seite, wo das Laufwerk drin steckt - da ist die obere Abdeckung ein wenig weich - allerdings kommt man hier mit den Händen nie hin. Der Akku sitzt ein klein wenig locker, aber nicht so locker wie der meines T60, den ich seit 2 Jahren mit 2 Stück Pappe stütze.
Die Optik ist natürlich Geschmackssache - es gibt Menschen die mögen sie, andere nicht. Ich brauchte eine Weile bis ich mich an die Form gewöhnt hatte, es ist schon ein Unterschied ob man nun lange auf ein 4:3-Display oder eben auf ein 16:10-Display schaut. Auf den ersten Blick auch seltsam ist die Position des Displays im Deckel - der Rahmen ist links nämlich gut 2,5 mal so breit wie rechts, was etwas verschoben wirkt. Nach knapp einer Woche stört mich das alles aber überhaupt nicht mehr.
Positiv: entgegen den Darstellungen auf den offiziellen Produktfotos ist das T400 wie auch die meisten anderen Thinkpads in der Größe angenehm flach, was vor allem beim Schreiben zu Gute kommt und für mich ein unerlässliches Kriterium ist. An ein Macbook Air wird es natürlich nicht kommen, aber den gewöhnlichen 15"-Office-Boliden lässt man damit locker stehen.
Was auch neu ist: schon der 6-Zellen-Akku steht hinten über. Das interessiert letztlich nicht, wenn man vor dem Gerät sitzt, weil man es nicht sieht. Aber es macht es ein Stück unhandlicher beim Transport und auch "empfindlicher für Wackler".
Emissionen
Ich mach's kurz: fast nichts zu hören! Der Lüfter läuft auch unter stärkerer Belastung nur sehr selten an, und wenn doch, sehr gleichmäßig. Das hochtönige Gezirpe und Gefiepe vom T60 gehört nun endlich der Vergangenheit an.
Es gab sogar eine positive Überraschung an einer Stelle, an der ich es nicht vermutet hätte: sogar die verbaute Hitachi-Festplatte ist angenehm leise. Bis auf ein kaum hörbares Grundrauschen und in normaler Haltung nicht vernehmbarer "elektrischer Geräusche" ist da wirklich nichts. Kein Grund sie auszutauschen, wie noch beim T60, wo das Rattern und Klackern wirklich übel war.
Das DVD-Laufwerk ist unter Last natürlich reichlich laut, aber das interessiert mich nicht wirklich, da ich es außer zur Installation kaum mehr verwende.
Die Wärmeentwicklung ist leicht höher als beim T60, aber es ist immer noch kein Vergleich zu anderen Geräten - an der Oberfläche entwickeln sich kaum warme Stellen, an der Unterseite wird es zwar warm, aber nicht heiß.
Bildschirm
Ich konnte es zunächst gar nicht glauben, aber durch den direkten Vergleich mit dem T60 war es nicht mehr zu übersehen: der Unterschied eines LED-hintergrundbeleuchteten Displays zu einem gewöhnlichen ist wirklich stark. Das Display ist hervorragend ausgeleuchtet und sehr hell, so dass es auch tageslichttauglich ist. Die matte Anzeige macht das alles natürlich noch besser.
Die Auflösung von 1440x900 ergibt auf den 14" eine angenehme DPI-Zahl, die einen guten Kompromiss aus verfügbarer Arbeitsfläche und vernünftiger Pixelgröße liefert. Das Arbeiten mit Visual Studio ist jedenfalls möglich. Unterwegs werde ich definitiv meine Freude daran haben - ob ich allerdings zu Hause, wo ich es meistens nutzen werde, auf Docking-Station und 20"-Monitor verzichten werde, habe ich noch nicht entschieden. Wahrscheinlich aber eher nicht.
Die Behauptung, die Tastaturbeleuchtung würde blenden, kann ich übrigens nicht nachvollziehen.
Tastatur
Wie in offiziellen Tests bereits vorher zu lesen war, ist die Ära der unschlagbaren Thinkpad-Tastaturen mit der T61-Serie wohl endgültig zu Ende gegangen. Man spürt in jedem Fall vom Anschlag her einen deutlichen Unterschied zum alten T60, gleichwohl es sich nach etwas Umgewöhnung auch hier bequem tippt (dieser Beitrag ist der erste längere Text, den ich darauf schreibe), 10-Finger-Schreiben ist kein Problem. Ich versuche es so auszudrücken: die Tastatur ist kein Grund, das Gerät nicht zu kaufen oder auf ein älteres Gerät zurück zu greifen.
Software und Treiber
Lenovo erlaubt sich die Erstellung zweier Partitionen, die insgesamt knapp 15 Gigabyte an Platz wegnehmen. Früher hätte mich das gestört, bei insgesamt verfügbaren 250 GB ist das aber kein Problem mehr. So ist das auch mein erstes Notebook, bei dem ich darauf verzichtet habe, zu partitionieren.
Ich bin also sogar über meinen Schatten gesprungen, und habe nach Jahren zum ersten Mal nicht mehr in System- und Datenpartition unterschieden. Erstens nervt es mich seit Vista sowieso immer, da man immer entweder zu viel oder zu wenig Speicher für die System-Partition reserviert und dann auf der Datenseite weniger zur Verfügung hat, zweitens ist eine der Lenovo-Partitionen die Bootpartition, auf der die ThinkVantage-Recovery-Software läuft. Das heißt selbst wenn mir Windows einmal richtig abschmiert bin ich noch in der Lage zu booten und meine Daten extern zu sichern, ohne die Platte vorher ausbauen zu müssen. Und sowohl externe Festplatte, als auch SATA-Adapter gehören inzwischen zur Standardausstattung, was früher nicht so war, und heute auch eine schnelle Windows-Neuinstallation ermöglicht, gleichwohl es natürlich nicht mehr mit einem normalen format c: getan ist und ein Schritt mehr nötig wird.
Der einzige Müll, der von Lenovo in der Default-Installation mitgeliefert wurde, war ein Virenscanner von Mc Affee (taugt laut c't seit Jahren nix), Skype (Backdoor :-P) und die Windows-Live-Toolbar (ich will nicht suchen sondern finden). Bei einer Neuinstallation ist man das alles natürlich los.
Die Treiber-Installation unter Windows Vista Ultimate x64 verlief ohne Probleme, wobei nach dem ersten Aufruf leider kein Netzwerk-Treiber verfügbar war. Nachdem ich den aber manuell eingespielt hatte, konnte ich mir über ThinkVantage "System Update" alle Treiber installieren. Wie überhaupt die von Lenovo angebotenen Dienstprogramme allesamt spitze sind - nirgendwo anders würde ich Herstellersoftware drauf lassen, hier tue ich es nun ganz bewusst und ohne Bauchschmerzen.
Noch ein Wort zu Vista 64-bit: ich habe kein einziges Problem bei meinen Anwendungen gehabt, es ließ sich alles problemlos installieren, natürlich auch die ganze 32-bit-Software.
LAN, WLAN, UMTS, GPRS - überall online
Was sich natürlich gerade super trifft, ist das integrierte Ericsson-UMTS-Modem, was auch mit meiner gerade kostenlos gelieferten Multi-Sim-Karte von T-Mobile prächtig harmoniert. Nachdem es gestern etwas zickte und weder die mitgelieferte Vodafone- noch meine Sim-Karte erkennen wollte, klappte es nun heute auf Anhieb. Dank der genialen ThinkVantage-Software "Access Connections" war die Verbindung schnell eingerichtet und hergestellt. Damit spare ich mir dann sowohl die Installation weiterer Modem-Software und auch den Kauf eines externen USB-Sticks, z.B. von fonic. Und ganz nebenbei bekommt so auch der Datentarif meines iPhone noch einen Sinn. Finde ich klasse.
Fazit
Das Macbook ist vielleicht schöner, dafür ist das Thinkpad aber kein Schminkspiegel, sondern ein untersetzter Kraftprotz, der trotzdem noch laufen kann. Ich habe endlich wieder ein Notebook was leise ist, trotzdem noch verhältnismäßig mobil und dabei auf dem aktuellsten Stand der Technik ist. Ich zweifle keine Sekunde, ob das die richtige Entscheidung gewesen ist.
Link: weitere Testberichte zum Lenovo Thinkpad T400