Thomas Bandt

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Digital-TV aufnehmen: aus dem Kabel direkt auf DVD

Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft habe ich mich vor ein paar Wochen mal nach einer Möglichkeit umgesehen, digitales Fernsehen aufzuzeichnen. Ich wollte nicht, dass sich die Dinge wiederholen: 2002 habe ich mit tierischen Kopfschmerzen im Bett liegend das Finale verfolgt - folglich kann ich mich heute an kaum mehr als zwei Szenen erinnern, und auch sonst bekommt man nirgendwo Bilder her. Also wird diesmal alles besser gemacht, und aufgenommen.

Die erste Sondierung des Marktes auf der Suche nach einer günstigen Möglichkeit das zu realisieren verlief enttäuschend. Bis mich dann jemand auf die Idee brachte, es mal mit einer DBOX 2 zu probieren. Diese besitzt einen Netzwerk-Anschluss sowie eine lebhafte Modding-Szene, die eigene Linux-Betriebssysteme für das Gerät entwickelt.

Also, was braucht man grundlegend um meine Erfahrungen selbst nach zu vollziehen?

  1. Eine (gemoddete) DBOX2. Die gibt es von verschiedenen Herstellern gebraucht bei Ebay für ca. 90-120 EUR.
  2. Einen digitalen Kabel- bzw. Satellitenanschluss samt Freischaltung der entsprechenden Programme. Für Premiere und Co. wird man per default keine funktionierende Lösung finden, da die Images der Betriebssysteme aus rechtlichen Gründen immer ohne Premiere-Support ausgeliefert werden. Ich gehe deshalb da jetzt auch nicht näher drauf ein, aber mit ein wenig Recherche kann man das durchaus alleine hinbekommen ;-).
  3. Einen halbwegs leistungsfähigen Rechner. Ich habe einen Pentium 4 Dual Core mit 2,8 GHz und 2 GB Arbeitsspeicher - da kann ich neben allen Aktionen noch problemlos arbeiten.
  4. Lust sich in ein Thema einzuarbeiten. Die AllInOne-Lösung wird es hierfür nicht geben, zumindest nicht wenn man kein oder wenig Geld ausgeben will.

Was kann man damit jetzt machen?

Man kann die Filme zeitgesteuert direkt aufnehmen lassen und sie anschließend mit wenigen Handgriffen auf eine DVD brennen - inkl. z.B. mehrerer Tonspuren (Deutsch/Englisch) usw.

1. Aufnehmen: Jack The Grabber

Als erstes benötigt man ein Tool mit dem man die Daten aus der DBOX auf die Festplatte bekommt. Hierfür hat sich für mich "Jack The Grabber" als ganz nützlich und zuverlässig erwiesen. Die Software ist nicht schön und erst recht nicht übersichtlich, dafür bietet sie eine Unmenge an Funktionen und läuft sehr stabil.

Aber falls es beruhigt: man kann fast alles in den Standardeinstellungen belassen und sich nach und nach in die Funktionsvielfalt einarbeiten - so mache ich das auch.

Alle Infos und Unterstützung für das Tool sowie den Download gibt es [1] hier.

2. Die Übersicht behalten: Clickfinder

Das Tool bietet übrigens auch die Unterstützung für [2] Clickfinder - eine Software von TV Movie, quasi eine digitale Programmzeitschrift. Damit kann man sich noch ausführlichere Infos zu den Sendungen holen als mit EPG, sogar mit Bildern usw. usf. - Das Abo kostet allerdings etwa 13 EUR pro Jahr, dafür erhält man dann alle Infos, Grafiken usw.

Es ist kein Muss, aber absolut praktisch - da die Übersicht von Jack The Grabber nicht wirklich dafür geeignet ist, interessante Sendungen zu finden. Überzeugt hat mich Clickfinder letztendlich aber durch die praktische Funktion, Wiederholungen von Sendungen suchen zu können. So habe ich z.B. die Sendeplätze der Doku "Mehr Gerechtigkeit!" gefunden, die ich kürzlich in der ARD gesehen habe. Darin wurde ein von Berliner Schülern selbst komponiertes klassisches Stück gespielt, was mich derart fasziniert hat und als Ohrwurm hängen geblieben ist, dass ich die Sendung unbedingt aufnehmen muss ;-). Jetzt weiß ich also auch, wann sie wieder läuft - und die ausführlichen Programminfos bekomme ich auch noch in Jack The Grabber importiert.

3. Schneiden: Mpeg2Schnitt

Jack The Grabber legt den Stream fein zerlegt auf der Platte ab, und zwar als .mp2 für jede gefundene Tonspur sowie .mpv für das eigentliche Video. Allerdings sind die EPG- bzw. Clickfinder-Infos von z.B. Premiere nicht sehr genau bzw. bewusst ungenau gehalten, so dass am Ende immer noch ein paar Minuten Programmvorschau landen.

Die lässt sich aber genauso leicht wegschneiden, wie sich der Film aufnehmen ließ. Wer will kann hier natürlich noch mehr veranstalten - für einfachste Schnitte ist aber [3] Mpeg2Schnitt mein Mittel der Wahl. Das Tool ist absolut einfach zu bedienen - Video importieren, ggf. noch weitere Audio-Spur hinzufügen (die erste findet er meist automatisch), Schnittpunkte setzten (verwendet werden Positiv-Schnitte, dh. das, was gewählt wird, wird nicht weggeschnitten sondern bleibt erhalten), fertig. Wer will, kann aber auch hier noch Kapitel erstellen usw.

4. DVD erstellen/brennen: GUI for dvdauthor

Im letzten bzw. vorletzten Schritt wird nun noch die DVD erstellt. Mit dem Tool [4] GUI for dvdauthor lassen sich primitive Menüs sehr schnell erstellen. Der Vorteil zu andern freien von mir bisher getesteten Tools: man kann so viele Filme in ein Projekt ziehen, wie auf den Rohling passen. Damit kann man also problemlos auch mehrere Filme auf eine DVD brennen. Die Möglichkeiten habe ich jetzt noch nicht ausgelotet, sondern mich mit dem begnügt, was man bekommt, wenn man einen Film "draufzieht": man kann einen Textfestlegen, der am Ende im DVD-Player als Menüpunkt "anklickbar" ist. Aber mehr will ich im Moment auch nicht :-).

Wer will kann seine DVD wohl gleich direkt damit brennen, oder - wie ich - die Daten in der richtigen Struktur exportieren lassen. Das dauert ein Weilchen, den Output kann man dann aber mit Nero und Co direkt auf eine Scheibe brennen.

Fazit

Auf dem beschriebenen Weg habe ich jetzt meine ersten Erfolge feiern können. Ich habe vorher zugegebenermaßen noch nie irgendetwas mit Bewegtbildern angestellt, höchstens vor 5 Jahren mal mit Flash oder einem Gifanimator rumgespielt - das war dann aber auch das Höchste der Gefühle.

Und ich finde, dass man damit für einen Anfänger ein sehr passables Ergebnis erzielen kann - weil es vor allem unkompliziert und schnell verläuft, und das Ergebnis auch stimmt. Zumindest meine erste DVD lief sofort in meinem DVD-Player :-)

Die Zukunft

Ich werde sicherlich in Zukunft noch weitere Erfahrungen sammeln und vielleicht auch mit steigenden Ansprüchen bessere Tools probieren. Ich denke das werde ich dann auch hier kundtun.

Für Kritik, Hinweise, Tipps und Fragen bin ich jederzeit offen.

Links

Verwendete Tools

[1] Jack The Grabber
[2] Clickfinder
[3] Mpeg2Schnitt
[4] GUI for dvdauthor

Interessante Hilfeseiten

[5] DIGITAL FERNSEHEN - Forum (Infos zu allen Themen rund um Digital-TV)
[6] Neutrino-Anleitung - Eine der ersten Anlaufstellen, um die DBOX zum Laufen zu bekommen.

Kommentare

  1. Mark schrieb am Montag, 22. Mai 2006 07:10:00 Uhr:

    Statt Clickfinder würde ich TVBrowser empfehlen. Ist total gratis, das Tool !

    http://tvbrowser.org

    Der Unterstützt die Dbox. Z.b. durch ein Umschalt-Plugin:
    http://tvbrowser.org/plugins.php

    Und durch die möglichkeit, direkt Aufnahmen zu programmieren:
    http://wiki.tvbrowser.org/index.php/CapturePlugin_-_Beispielkonfigurationen

    Ich persöhnlich bin höchst zufrieden damit.
  2. Thomas schrieb am Montag, 22. Mai 2006 09:47:00 Uhr:

    Danke für den Tipp - das TV-Movie-Teil hat halt noch den Vorteil der "Movie-Stars", d.h. besonderer Empfehlungen. Das ist mir die paar Euro wert, um mich nicht durch das Programmchaos wühlen zu müssen.

    Gruß
  3. deedee schrieb am Montag, 22. Mai 2006 12:24:00 Uhr:

    Noch günstiger aber angeblich stabiler gehts mit einer der TV-Lösungen unter Linux. Wer keine Lust auf basteln, ausprobieren, testen und sich durch Foren wühlen hat, bekommt für ca. 100-200 Eur (je nach TV-Adapter/Karte also usb/extern DVB-T/S/C/Analog) in Verbindung mit EyeTV2.2 auf dem Mac eine einfache und funktionierende Lösung mit allem Komfort wie TV-EPG, Programmierung über Internet, Schnittfunktion und Export auf DVD sowie iPod oder beliebige Videoformate.
  4. Thomas schrieb am Montag, 22. Mai 2006 14:49:00 Uhr:

    Ich komme mir langsam vor wie in einer Dauerwerbesendung.


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