Thomas Bandt

Über mich | Kontakt | Archiv

Review: Developer Open Space 2014 in Leipzig

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich gerade auf der Rückfahrt vom diesjährigen #devspace, dem insgesamten 7. von Torsten Weber, Alexander Groß und Marcel Hoyer (und Helfern) organisierten Open Space in Leipzig.

Trotz Verkehrschaos durch einen Bahnstreik hatten sich an diesem Wochenende tatsächlich rund 200 Leute zusammengefunden, um sich in ihrer Freizeit mit anderen um überwiegend technologische Themen auszutauschen. Oder wie man es auch formulieren kann: Mit den Homies abzunerden ;-).

Spannend zu sehen war schon am zweiten Tag bei der Session-Planung, dass der größte Raum beinahe aus allen Nähten platzte. Dabei waren dieses Mal viele neue Gesichter, die teilweise auch keinen Hintergrund im Microsoft-Stack haben, aus dessen Umfeld die ganze Veranstaltung ja ursprünglich mal entsprungen ist.

So war dann auch der Themenmix recht bunt und für meinen Geschmack auch wieder deutlich spannender als noch in den letzten 2-3 Jahren.

Nachfolgend mal ein kleiner Abriss aus meiner Warte.

F# Workshop von Max

F# = The not so new but cool kid on the block. Nachdem ich mir im Büro immer häufiger erzählen lassen muss ;-), wie toll funktionale Programmiersprachen sind, wollte ich da mal reinhören. Für jemanden, der aus der objektorientierten Denkweise kommt und mit seiner primären Sprache C# ganz happy ist, ist das vollkommen abweichende Mindset hinter F# schon eine schwer zu knackende Nuss.

Leider konnte ich dem Workshop nur am Anfang beiwohnen, aber immerhin so lange, um zu sehen wie bei ein wenig Spielen mit der String Calculator-Kata allmählich Licht ins Dunkel gebracht wurde, wobei mir insbesondere das Refactoring beim Verständnis half.

Das Zeug kompilierte zwar nicht in Xamarin Studio mit Mono, wohl aber in Visual Studio. Weiß der Geier … Fazit: weiter beobachten ;-).

Smart Home

Ein Thema, mit dem ich (als Mieter einer Wohnung naturgemäß) noch nicht so besonders in Berührung gekommen bin, sieht man von einem gescheiterten Versuch, Tado im Büro zu installieren, einmal ab.

Ziemlich überraschend war für mich, wie viele schon damit experimentieren bzw. es tatsächlich in ihren Häusern und teilweise auch Wohnungen einsetzen. Von Push-Notifications beim Klingeln an der Haustür, über intelligentes Ein- und Ausschalten von Geräten ist alles dabei.

Diskutiert wurden auch verschiedene geschlossene und offene Systeme, (potentielle) Auswirkungen auf die Sicherheit etc.Sehr spannend.

Universal Apps Best Practices

Zwei der gegenwärtig drei Entwickler für die Microsoft-Versionen von Wunderlist zeigten, wie sie in ziemlich kurzer Zeit eine “Universal App” für Windows (Desktop/Tablet) und Windows Phone bauen konnten, welche Teile sich wie teilen lassen etc. Interessant, was Microsoft da entwickelt – ein Teil, mit dem ich bislang überhaupt nicht in Berührung gekommen bin (fragt einfach keiner nach ;-)).

NoSQL sucks vs. NoSQL for Devs

Der etwas provozierende erste Teil des Session-Titels stammt von mir, war natürlich nicht so verallgemeinernd gemeint ;-).

Dennoch wollte ich die Gelegenheit nutzen, und meine negative Praxis-Erfahrung mit MongoDB und RavenDB einmal vorzustellen und mir ggf. zeigen zu lassen, was wir hätten besser machen können.

Kurzum kann man sagen, dass man mit NoSQL-Lösungen immer mit Eventual Consistency leben und dann auch anwendungsseitig dafür Sorge tragen muss, diese zu erreichen – weil klassische ACID-Transaktionen eben gar nicht funktionieren (z.B. mit MongoDB), oder nur eingeschränkt (z.B. mit RavenDB). Kalkuliert man diesen Aufwand mit ein, fährt man mit klassischen RDBMS zumindest zu Projektstart wohl meist besser. Ob man dann nun gewohnt normalisiert oder seine eigene, pragmatische Lösung, z.B. über Key/Value, darauf aufbaut, steht noch mal auf einem anderen Blatt.

Letztendlich gibt es aber auch Anwendungsfälle, wo NoSQL, vielleicht auch nicht als einziges System, die ideale Besetzung für eine Problemstellung darstellt. Aber auch hier wurde kontrovers diskutiert …

Fazit, na klar: it depends …

Xamarin

Interessanterweise ist Xamarin in diesem Umfeld noch immer kein Mainstream-Thema. Wenige haben konkret damit entwickelt und Erfahrungen gesammelt, nur ein paar mehr sind interessiert und tasten sich gerade vor.

Speziell Xamarin.Forms weckt aber Interesse, wobei wir uns da einig waren: noch relativ buggy, noch etwas abwarten.

Zukunft des Microsoft-Stacks

Noch eine von mir vorgeschlagene Session. Ich wollte einmal ein Stimmungsbild einfangen, was die Arbeit und die Zukunftsperspektiven von ASP.NET etc. anbelangt.

Nicht erstaunlich: so ziemlich alle sind mit den Tools (sehr) zufrieden und sehen in absehbarer Zukunft auch keine Probleme darin, damit Geld zu verdienen. Insbesondere .NET ist nicht hip und ganz klar ein (Enterprise-)Nischenthema, wenn man die gesamte Entwicklungswelt betrachtet und hier gerade auf den Webbereich schaut, dafür scheint aber die Nachfrage nach guten Entwicklern und damit auch das Niveau der Tagessätze weiterhin hoch zu sein. Auch wenn der ein oder andere eben noch WebForms klopfen muss.

TypeScript

Nachdem JavaScript zur alles dominierenden Sprache in der Webentwicklung geworden ist und sich erst in ferner Zukunft mit ECMAScript 6 einige wirklich heftige Schmerzen auflösen werden, kommt man immer wieder an den Punkt, über Alternativen nachzudenken.

Eine davon ist TypeScript, von Microsoft vor ziemlich genau zwei Jahren aus der Taufe gehoben.

Marius ging es in dieser Session darum, ebenso ein Stimmungsbild bei anderen Entwicklern abzuklopfen, was den Einsatz und die Praxiserfahrungen mit TypeScript angeht.

Wenn ich es richtig mitbekommen habe, wird es von niemandem [der Anwesenden] ernsthaft eingesetzt. Trotz der offensichtlichen Vorteile des TypeScript-Compilers und des gesamten Konzeptes dahinter sehe ich selbst zwei eher psychologische Hürden. Zum einen ist es ein Produkt von Microsoft, was für viele die Freiheit liebende Webentwickler ein Show-Stopper ist, zum anderen begibt man sich in eine Abhängigkeit zum Tooling, die man mit purem JavaScript schlicht und ergreifend nicht hat.

Klar wurde aber auch, dass es eine Schwelle bei sehr, sehr großen JS-Projekten gibt, an denen die Nachteile der Sprache dafür sorgen, dass sie kaum mehr wartbar sind.

Mein Gefühl: Besser auf Plain JS setzen. Zumindest so lange, bis der Druck wirklich groß wird.

Fazit

Schienen sich die .NET|Developer Open Spaces zuletzt eher zu Klassentreffen zu entwickeln, die ich gerne besuchte um abends 1-n Bierchen zu trinken, war es dieses Mal auch inhaltlich wieder interessant. Es gab zu den von mir besuchten und hier aufgeführten Sessions noch unzählige weitere, auf denen ich gerne gewesen wäre.

Es ist ganz spannend zu beobachten, dass sich die Schwerpunkte über die Jahre doch verschoben haben. Waren vor ein paar Jahren noch Themen wie “SharePoint” oder sogar “Lightswitch” auf der Agenda, gab es beim Session-Vorschlag “Entity Framework und WCF” dieses Mal schallendes Gelächter … etwas böse, aber irgendwie sehr vielsagend.

In diesem Sinne – bis zum nächsten Event.



« Zurück  |  Weiter »