Ich schreibe diesen Beitrag auf einem brandneuen Sony Vaio VPCS12V9E/B. Zwar bin ich mit meinem MacBook Late 2008 (13", 2,4 GHz Core2Duo, OCZ Vertex SSD) für den täglichen Gebrauch mehr als zufrieden, in der ein oder anderen Situation habe ich mir dann aber inzwischen doch schon etwas schnellere Hardware gewünscht. Dass ich nun aber schon mehr als anderthalb Jahre das gleiche Notebook besitze (wer mich kennt, weiß, dass das seeeeehr lang ist), rührt aber vor allem daher, dass Apple die Messleite einfach so unglaublich hoch gelegt hat. Ich habe bisher einfach keine brauchbare Alternative bei ähnlicher Qualität gefunden.
Der Zufall wollte es, dass ich letzte Woche bei Twitter auf eben jedes Sony Vaio aufmerksam wurde. Die Spezifikationen laßen sich prima, also sah ich es mir am Samstag im Laden an. Ersteindruck: hm. Ist halt Plastik. Also ließ ich es stehen und dachte noch ein wenig darüber nach. Vorgestern bestellte ich es dann doch, da ich mir einfach mal direkt ein Bild machen wollte. Nun steht es vor mir. Ich gehe es mal im Detail durch, soweit das nach einer Stunde möglich ist.
Optik
Definitiv Geschmackssache. Stünde es nur alleine vor mir und hätte ich noch nie ein MacBook gesehen, ich würde sagen es ist okay. Durch die Magnesiumlegierung und die Riffelung der Oberfläche der vorderen Handauflageflächen sieht es schon ganz gut aus. Stellt man es allerdings neben ein MacBook, fällt auf, dass es doch ganz schön dick ist, im Verhältnis zur Größe (13 Zoll).
Verarbeitung
Es ist un bleibt Plastik, Punkt. Gegen das Unibody-Gehäuse des MacBooks kann es einfach nicht anstinken. Der Displayrahmen ist nicht richtig versteift, die rechte Handauflagefläche lässt sich durchdrücken und mit einem nervösen Finger kann man durch beharrliches Tippen auf die DVD-Laufwerks-Abdeckung seine Umwelt gehörig Nerven kosten.
Tastatur
Optisch nicht ganz so straight wie die des Macs, allerdings von Verarbeitung, Anschlag und auch der Beleuchtung her top. Insbesondere die Größen der Tasten sagen mir zu, mit zehn Fingern tippt es sich jedenfalls wunderbar. Und als Windows-User auch nicht zu verachten: ein Windows-Layout ;-).
Display
Für mich eine einzige Enttäuschung, da von den blumigen Werbeversprechen nicht viel übrig bleibt. Die Blickwinkelstabilität ist nicht existent, die Helligkeit nur dann in Ordnung, wenn man keinen direkten Vergleich hat.
Man weiß beim Multitouchpad des MacBooks erst, was man an ihm hat, wenn man mal wieder ein gewöhnliches Trackpad benutzen muss. Zwar kann das Sony wohl auch Gestensteuerrung, allerdings ist das in der Qualität nicht annähernd zu vergleichen. Alleine ein Doppelklick mit zwei Fingern oder das Scrollen damit fehlt mir - hier habe ich am wenigsten Lust, mich umzugewöhnen.
Performance
Die gefühlte Performance ist schlecht. Das ist allerdings rein subjektiv und mag daran liegen, dass ich sowohl im MacBook als auch meinem "richtigen" Rechner im Büro seit mehr als einem Jahr mit SSDs arbeite. Festplatten waren, sind und bleiben einfach die Flaschenhälse. Für den Alltag ist es einfach völlig wurscht wieviel Power die CPU theoretisch hat, wenn das Starten des Systems aufgrund der lahmen Platte ein Vielfaches der Zeit eines Systems mit SSD braucht. Das ist dann auch der Grund, warum mir mein bald knapp zwei Jahre altes MacBook aus dem Stand noch schneller vorkommt. Bei CPU- und Speicher-lastigen Sachen wie Spielen wird sich der Eindruck natürlich nicht halten können.
Emissionen
Der für mich bei jedem Notebook definitiv wichtigste Punkt (gleich neben dem Design ;-)) sind die Emissionen. Weniger die Wärmeentwicklung, die kann ich an vielen Stellen verschmerzen. Wichtiger ist mir die Geräuschentwicklung. Nach mehr als 15 Minuten CPU-Dauerauslastung durch Prime95 lässt sich sagen: Aufgabe bestanden. Der Lüfter sprang sofort an und lief hörbar, aber nicht störend. Nachdem ich Prime95 stoppte, fuhr er auch sofort wieder herunter.
Während ich das tippe ist das Gerät nun seit einigen Minuten im normalen Betriebsmodus. Hier muss ich leider sagen, dass der Lüfter ständig leicht zu hören ist - nicht so beim MacBook.
Fazit
Für 1.200 EUR brutto erhält man ein solides Business-Notebook mit einer akzeptablen Verarbeitung und insgesamt doch sehr ordentlichem Preis-/Leistungsverhältnis. Für mich jedoch sind die Vorteile nicht überzeugend genug, um mich vom MacBook zu lösen. Ich hätte einfach das Gefühl einen Rückschritt zu machen, nicht zuletzt bei Verarbeitung (Unibody, Alu) und Design. Daher wandert das Sony nun wieder zurück in die Kiste und zum Händler. Ich muss wohl noch länger suchen und dann wohl auch tiefer in die Tasche greifen - oder einfach auf die nächste MacBook-Generation warten.
Aber einen Versuch war es wert.