Ralf Westphal fragte heute Vormittag, ob es gut sei, dass .NET Usergroups zu Unternehmen werden. Die Antwort steckt in der gewählten Formulierung eigentlich implizit mit drin. Und ich teile sie, auch wenn das auf Twitter anders rübergekommen ist.
Grundsätzlich sollten Usergroups der Community dienen und nur dieser. Da ist es wie beim Staat. Der Staat sind wir alle. Und eine Usergroup ist nun einmal nichts ohne ihre Mitglieder. Allerdings ist das Engagement der "Community-Leader" nur in den seltensten Fällen reiner Selbstzweck, irgendein Ziel wird immer verfolgt - sei es Reputation und Anerkennung, Generierung von Wissen, private wie geschäftliche Kontakte oder in letzter Konsequenz eben auch Geld (läuft es nicht immer darauf hinaus?).
Da finde ich es persönlich auch legitim, wenn man sein Community-Engagement als Grundlage zum Geldverdienen verwendet, sofern die Interessen mit der Community nicht kollidieren. Die einen schalten Banner für kommerzielle Konferenzen in ihren Blogs, andere nutzen die generierten Kontakte und ihre Popularität um als Berater für ordenltiches Geld in Unternehmen der User zu gehen und so weiter.
Dass das Ganze nun im Rahmen der Usergroup verkauft wird, ist sicher zu kritisieren und nicht ganz richtig, sofern die Usergroup nicht dahintersteht und den Gewinn einstreicht und für ihre Zwecke verwendet.
Was mich an der Sache nun etwas gestört hat, ist der Hintergrund von Ralf mit der viel beschworenen Clean-Code-Developer-Initiative, hinter der er ja maßgeblich steht. Die Initiative selbst ist letztendlich auch eine Kirche Community, die ohne ihre Mitglieder, die die Werte hinaustragen, nichts wert wäre. Sie verbreiten die Botschaft und die Gebote nicht nur in ihren Firmen und Usergroups, sondern sie geben sicher auch in den Foren usw. inhaltliches Feedback und tragen so zur Weiterentwicklung des Ganzen bei.
Allerdings erscheint es mir fast wie bei den Amtskirchen zu sein: wirklich etwas zu melden haben die Schäfchen nicht. CCD ist nicht, wie es mein erster Eindruck war, eine Community-Initiative aus der Community heraus für die Community, sondern es ist eine Geschichte von Ralf und Stefan, die auf diesem Weg nicht nur ihre Popularität steigern sondern gleichzeitig auch ihren Marktwert erhöhen konnten und nun als Berater und Autoren das von ihnen angelegte, von ihnen, aber eben auch maßgeblich der Community, bestellte Feld abernten.
Nicht falsch verstehen: ich mag beide und ich finde das aus geschäftlicher Sicht beinahe genial und nebenbei bemerkt auch absolut legitim, sowie CCD inhaltlich definitiv richtig und notwendig. Aber sollte man dann jemanden, bei dem die Grenze zwischen Community und Kommerz verwischt, verurteilen, wenn man selbst nicht anders verfährt?
Imho: Wer im Glashaus sitzt ... Und jetzt Ring frei, verprügelt mich ;-)