Thomas Bandt

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Microsoft + Novell + Zend ...

Ich glaube ich spinne. Was passiert denn da gerade? Gestern abend kam die News, dass Microsoft noch rechtzeitig die Kurve gekriegt hat, und diese unsägliche Passage aus der Vista-EULA gestrichen wurde, mit der sie es sich bei mir aber richtig versaut hätten.

Heute geht die Nachricht über den Ticker, dass sich Microsoft und Novell zusammentun. Was könnte das im Detail für die Zukunft bedeuten? Möglichkeiten, die mir mein Oracle nennt:

Das .NET-Framework wird für Linux und OSX freigegeben.

Das wäre der absolute Oberkracher. Nicht nur dass dann endlich ein einheitliches und gutes Framework für alle Plattformen zur Verfügung stünde, auch die Konkurrenz zu Java, die Sun unter Windows nicht mehr gewinnen kann, würde neues Feuer bekommen. Entsprechende Implementierungen existieren seitens Microsoft ja schon, sind aber nur zu Forschungszwecken zugänglich und weder privat noch kommerziell nutzbar, soweit ich weiß.

Microsoft portiert seine wichtigsten Anwendungen nach Linux

Zugegeben - noch unwahrscheinlicher als der erste Punkt, aber Apple konnte lange Jahre auch nur im Sekretariat überleben, weil Microsoft sein Office zur Verfügung stellte, ganz zu schweigen vom IE für den Mac.

Linux wird erwachsen.

Mit der Unterstützung aus Redmond könnte Linux erwachsen werden, und zumindest in vielen Bereichen zur Alternative zu Windows heranwachsen.

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Jetzt aber mal wieder auf den Boden der Tatsachen und zurück zu den Fakten. Golem schreibt:

"In einem wesentlichen Punkt soll zudem mehr Rechtssicherheit geschaffen werden, denn Novell und Microsoft verkündeten zugleich ein bis 2012 laufendes, gegenseitiges Patentabkommen: Wer künftig Novells Suse Linux Enterprise Server kauft, muss keine Angst haben, von Microsoft wegen Patentverletzungen verklagt zu werden. Microsoft sichert zudem zu, mit seinen Patenten nicht gegen unkommerzielle Linux-Entwickler vorzugehen, Gleiches gilt für Entwickler, die von Novell bezahlt werden."

So, was bedeutet das im Detail? Nicht nur, dass Kunden der Linuxdistribution, die hier 5 Straßen weiter zusammengetellt wird, Rechtssicherheit bekommen - nein, Novell hat auch Ximian gekauft. Und steckt damit hinter Mono, der freien .NET-Implementierung. Diese ist teilweise schon ziemlich fortgeschritten, wird aber von vielen OpenSource'lern gemieden, weil sie eben jene Patentansprüche von Microsoft fürchten - oder besser fürchteten.

Vielleicht ist es zu optimistisch, aber ich würde behaupten, wenn Microsoft 5 Jahre lang derartige Entwicklungen unterstützt oder zumindest von eigenen Ansprüchen freistellt, dann sähen sie schon ziemlich dämlich aus, wenn sie 2012 den Vertrag einfach auslaufen lassen und ne Klagewelle starten. Das wäre dann noch verheerender als der Passus in der Vista-Eula ;-).

Ich bin wirklich gespannt.

Kommentare

  1. Peter schrieb am Freitag, 3. November 2006 18:05:00 Uhr:

    >> Das .NET-Framework wird für Linux und OSX freigegeben.

    Das wäre wirklich nett :-) speziell der OSX-Teil.

    Allerdings halte ich das für nicht sehr wahrscheinlich,
    weil ...

    (1) Anwendungen von OS-X-Benutzern nur akzeptiert werden, wenn sie auch das Mac Look&Feel haben und das unterscheidet sich merklich von üblichen Windows-Anwendung. Das betrifft nicht nur optische Unterschiede, sondern auch Bedienungsunterschiede (ein kleines Beispiel: Es gibt in Einstellungsfenstern keinen "OK"-Schalter). Sowas lässt sich automatisch umsetzen. Oder die meinsten OS-X-Anwender erwarten ganz selbstverständlich, dass man in einer Anwendung einen Textabschnitt markieren und auf den Schreibtisch oder Drucker ziehen kann (wo der Textanschnitt dann gespeichert bzw. gedruckt wird) etc.

    (2) Borland hat schmerzlich spüren müssen, dass man mit Linux-Entwicklungssystemen kein Geld verdienen kann, da ist der OpenSource-Gedanke doch sehr verbreitet (von den Animositäten gegen MS mal ganz abgesehen).

    (3) Warum sollte MS das tun? Das wäre für die Anwender ein Grund mehr zu einem anderen Betriebssystem zu wechseln, wenn es plötzlich fast alles auch auf OS-X und Linux gibt.

    Aber ich will nicht negativ sein, wenn MS das machen würde, dann wäre ich hocherfreut; ich würde gerne meine nächste Mac-Anwendung mit C# programmieren.
  2. Thomas schrieb am Freitag, 3. November 2006 18:42:00 Uhr:

    Die Frage nach dem Warum darfst du mir nicht stellen - ich hab nichtmal ne Ahnung davon, was sie sich wirklich von ner Partnerschaft mit Novell versprechen, geschweige denn warum sie Linux im Enterprise-Bereich nun supporten, wo ihre eigenen Produkte zweifelsohne zwar arschteuer, aber auch sehr gut sind.

    Was das Look&Feel am Mac angeht magst du Recht haben, da hat jedes System seine Eigenheiten. Allerdings spielt das aus Sicht von Microsoft *erstmal* noch keine Rolle - wichtig ist ja nur, dass das Framework auf allen Systemen laufen könnte. Erst danach kommt dann die Frage, ob man das Thema GUI besser in den Griff bekommt, als es z.B. Sun gelungen ist - und in Sachen Windows Presentation Foundation ist ja einiges gekommen, was mich da eher optimistisch stimmen würde.

    Aber das ist natürlich alles komplett hypothetisch, wer weiß was kommen wird.
  3. Thomas goes .NET schrieb am Sonntag, 19. November 2006 13:49:00 Uhr:

    Liest man sich als normaler Computernutzer die aktuellen Meldungen aus Seattle durch, könnte man den Eindruck gewinnen, Steve B. hat mal wieder zu viel "von diesem Wunderzeug" genommen:


    Tja, wer weiß - gut möglich. Versucht man das Säbelrasseln ...


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